Ein schwerer Weg
Lieber Milo,
Heute ist Donnerstag und es wird Zeit, dass Mama und Papa nach Hause gehen. Eine Woche waren wir im Spital und haben soviel trauriges in dieser Zeit erlebt wie andere wohl in ihrem ganzen Leben nicht. Und das ist gut so, denn das wünscht man niemandem.
Das Geburtszimmer war für sieben Tage unser Rückzugsort, unsere kleine Welt, die wir nicht verlassen mussten, ausser wenn wir wollten. Ein paar Spaziergänge lagen hinter uns, und ein paar Besuche von deiner Gotte und ihrem Mann, über die wir sehr dankbar waren. Auch sind wir froh, dass wir hier so lange bleiben durften und nicht auf die Wochenbett-Station wechseln mussten.
Während dieser Zeit haben sich die Hebammen liebevoll um uns gekümmert. Sie brachten uns Tee, sahen spontan nach uns, sprachen lange mit uns, oder hörten uns einfach nur zu. Ohne sie hätten wir diese schwere Zeit nie überstanden.
Auch den Ärztinnen sind wir dankbar. Sie waren stets einfühlsam, und als es kritisch wurde, handelten alle zusammen konzentriert und schnell – und retteten deiner Mama vermutlich das Leben.
Auf der Geburtsabteilung lag ein Buch auf. Dort haben Eltern Einträge hinterlassen, die ein ähnliches Schicksal erleiden mussten wie Mama und Papa. Während Papa ein Abbild deines Elefanten-Nuschis hinein zeichnete, schrieb Mama ein paar sehr berührende Zeilen.
In den letzten Stunden im Geburtszimmer wurde dein Papa unruhig. Der Gedanke daran, zuhause ohne dich anzukommen und der Realität ins Auge zu sehen machte ihn traurig und bereitete ihm Angst. Und der Weg nach Hause war schwer.
Zuhause angekommen lagen überall Erinnerungen an dich, lieber Sohn. Beistellbettchen, Plüschtiere, Mobiles. Auch wenn wir einiges weggeräumt haben, dein Zimmer belassen wir vorerst so wie es ist. Vielleicht wird es zu einem Ort werden, an dem wir trauern und uns an dich erinnern können.
Wir vermissen dich,
Mama und Papa

An die Hebammen & Ärztinnen
Vielen herzlichen Dank an das gesammte Hebammen- und Ärztinnen-Team fürs Trösten, Helfen und immer zur Seite stehen in dieser für uns sehr schwierigen Zeit und Geburt am KSW. Ihr habt uns geholfen, dass wir die Tage einigermassen funktionieren. Tausend Dank, dass es Menschen wie Euch gibt, damit andere wieder zu Kräften kommen können!
Lieber Milo Alexander
Du warst 9½ Monate unser grösstes Glück und Wunder zugleich. Wir haben uns so sehr auf Dich gefreut. Und ein Tag vor dem geplanten Kaiserschnitttermin (in der 39. SSW) dann der Schock, dass Dein Herz leider aufgehört hat zu schlagen. Was für ein Schmerz für uns – wir vermissen Dich so sehr! Du hättest unsere kleine Familie komplett gemacht!
Milo, Mama und Papa werden Dich nie vergessen! Wir hoffen, dass Du dies auch in Mama’s Bauch gespürt hast, als wir zusammen am Konzert im Tessin, bei uns im Schwimmbad oder in Italien in den Ferien waren. Als wir mit Dir getanzt, gelacht und geweint haben.
Milo, du warst einfach perfekt für uns und wir sind froh, dass wir Dich noch ein letztes Mal in den Armen halten und sehen durften. Jetzt ist es aber an der Zeit Dich zu den Sternen zu lassen und wir hoffen, dass du Mama und Papa von oben beschützen wirst. Wir lieben Dich unendlich und für immer!
Deine Mama & Dein Papa
